
Am 24. und 25. November fand am Sitz des Forschungsschwerpunkts Köln am Ubierring in Köln die erste interdisziplinäre Tagung von DITES statt. Thema der Veranstaltung: Apps & Co zwischen Lenkung und Selbstermächtigung. Dieses Thema als roter Faden der Veranstaltung zog sich erkennbar durch alle Vorträge der eingeladenen Speaker. Über 2 Tage hinweg konnten Besucher sich in den verschiedenen Panels informieren und diskutieren.
Den Auftakt machte Dr. Jan-Hendrik Passoth mit einer Keynote unter der Überschrift „Der lange Schatten der Digitalisierung“.
Keynote 1: Die Schatten der Digitalisierung
Eine einleitende Skizze der Debatten zur Digitalisierung von dern 1960er Jahren bis heute
Session 1: Apps & Co in der Anwendung
Im Anschluss an die erste Keynote hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Wahl unter drei verschiedenen Panels: Kinder und Jugend, Alter und Gesundheit oder Zivilgesellschaft
Kinder und Jugend
Das Panel Kinder und Jugend unter der Moderation von Salvatore Campayo beschäftigte sich mit den Auswirkungen von Apps auf Kinder und Jugendliche.
Potenziale frühkindlicher digitaler Sicherheitserziehung. Überlegungen anhand eines Vergleichs von sechs Kinder-Apps
In einem ersten Vortrag betrachtete Fabian Hemmerich sechs Apps für Kinder und stellte Überlegungen möglichen Potenzialen derartiger Apps an.
Smartphone-Apps gegen Schulversagen
Christian Kohls und David Petersen sehen die Nutzung von Apps in bestimmten Anwendungsbereichen positiv. In ihrem Vortrag stellten sie eine App vor, die Jugendliche mit Selbstwert-, Leistungs- und Beziehungsstörungen unterstützt.
Alter und Gesundheit
Das Panel B zum Thema Alter und Gesundheit beschäftigte sich unter der Moderation von Scarlet Siebert zum einen mit Gesundheits-Apps als auch mit Assistenzsystemen für ältere Menschen in verschiedenen Generationen ihrer Entwicklung.
Gesundheits-Apps zwischen Selbstermächtigung und sozialstaatlicher Aktivierung
Im Vortrag von Remi Mauer-Rigaud und Sarah-Lena Böning lagen Gesundheits-Apps und deren Implikationen auf den Nutzer und den Sozialstaat im Fokus. Grundlage war eine nicht repräsentative Studie der Vortragenden.
Altersgerechte Assistenzsysteme in den Lebenswelten älterer Menschen: Mehr Selbstbestimmung oder Entmündigung?
Michel Nitschke stellte in seinem Vortrag verschiedene Generationen von Assistenzsystemen für ältere Menschen vor und führte aus, warum solche Systeme nicht nur nach der Nützlichkeit bewertet werden sollte, sondern beispielsweise anhand der Lebensweltorientierung.
Zivilgesellschaft
Das Panel C unter dem Titel Zivilgesellschaft setzte sich unter der Moderation von Anna Schelling mit digitalen Flüchtlingshilfen sowie Technologien im Krisen- und Katastrophenschutz auseinander.
Digitale Flüchtlingshilfen – Apps zwischen Lenkung und Selbstermächtigung in Integrationsprozessen?
Aus einer sozialarbeitswissenschaftlichen Perspektive heraus analysierte der Vortrag Apps, die den Integrationsprozess von geflüchteten Menschen in Deutschland unterstützen sollen, sowohl auf einer inhaltlichen als auch einer technisch funktionalen Ebene.
Digitale Technologien und freiwilliges Engagement im Krisen- und Katastrophenschutz
Der Vortrag betrachtete das Spannungsfeld zwischen fehlenden Kräften in Hilfsorganisationen und der Unterstützung im Rahmen privater Initiativen sowie deren Koordination durch digitale Medien.
Session 2: Adressierungen des ‚Selbst‘
Gameful Living – Gamification bei der Lebensgestaltung von Menschen mit dem Prader-Willi- Syndrom
Robert Lehmann stellte den Einsatz einer App vor, die Menschen mit dem Prader-Willi- Syndrom unterstützen soll, die über eine eingeschränkte Appetitsteuerung haben. Er stellte in Aussicht, dass eine solche App sich auch für andere Essstörungen einsetzen lassen könnte.
Die Vermessung des Selbst zwischen Identitätspolitik, ökonomischer Konkurrenz und Überwachung
Der Vortrag geht der Frage nach, wie die Praxis der Selbstvermessung mit dem ökonomischen und normativen Wandel unserer Gegenwartsgesellschaft zusammenhängt und verbindet dabei handlungs- und strukturtheoretische Aspekte.
Care-IT und das »technologische Unbewusste«
Der Beitrag fragt aus medienphilosophischer Perspektive nach der sich verschiebenden Selbstkonstitution und -technisierung des Individuums, und zwar als Wende der Subjektkonstitution vom Innersten an die Peripherie.
Keynote 2 / Abendvorlesung: Autonomiegewinne durch Digitalisierung
Der Vortrag Professor Birnbachers beschäftigte sich mit der Frage, welche Aspekte der Digitalisierung auch auf die soziale Arbeit Anwendung finden können.
Keynote 3: Die digitale Revolution: Der perfekte Sturm
Eine Keynote zu den gesellschaftlichen Umwälzungen, die die Digitalisierung mit sich bringt und wie sie kontrolliert und genutzt werden kann.
Session 3: Ethische Herausforderungen
Ethische Fragen im Kontext der Digitalisierung der Kinder- und Jugendhilfe
Der Vortrag versucht sich an einer Systematisierung ethischer Dimensionierungen des Handelns in pädagogischen bzw. sozialarbeiterischen Kontexten vor dem Hintergrund empirischer wie theoretischer Befunde zu entfalten.
Die Kehrseite der Medaille – Licht und Schatten bei Online-Experimenten
Professor Schaer zeigte in seinem Vortrag auf, was Living-Lab-Experimente sind, welche Vorteile sie mit sich bringen aber auch, welche Risiken derartige Experimente haben können.
Session 4: Kontrolle durch Daten
Apps in sozialen Diensten: Stellvertreter oder Empower-Element?
Apps, so die These, werden grundsätzlich durch Aneignung, Assoziation und Aushandlung in digitale Ensembles eingebettet. Als zentrales Merkmal solcher Ensembles tritt hervor, dass die notwendige Souveränität der Nutzer nicht in die digitale Technik eingeschrieben ist.
Lenkung und Selbstermächtigung (in) der sozialwissenschaftlichen und philosophischen Begleitforschung (ELSI)
Naturwissenschaftliche und technologische Forschungs- und Entwicklungsprojekte und ihre Begleitung durch ethische, rechts- und sozialwissenschaftliche Forschung.
»Teile/herrsche« oder »sharing is caring«?
Elke Schlote und Daniel Klug stellten die Entwicklung einer Web-Applikation zur schulischen Medienbildung vor, die durch Medienwissenschaftler*innen, Lehrkräfte und Informatiker entwickelt und begleitet wird.
Wir danken allen Vortragenden für ihren Beitrag und freuen uns auf zukünftige Begegnungen.